Von einem Ende des Golfes zum andern, auf den Spuren von Byron und Shelley durch mit Reben und Oliven bebaute Terrassen
Wir verlassen Porto Venere auf der Treppe, die rechts vom Eingangstor, einst der einzig mögliche Zugang zu diesem schönen Ort, den Berg hinauf führt. Wir folgen den weiß-roten Wegweisern des Höhenwegs Alta Via del Golfo, die uns während der ganzen Wanderung begleiten werden und steigen gegen Campiglia auf, durch das Regionale Naturschutzgebiet von Porto Venere.
Dabei öffnen sich atemberaubende Ausblicke auf das Kliff des Monte Muzzerone und die Inseln Palmaria und Toni; wir wundern uns über den Standort des Rebbergs im Valle dell‘Albana und sind fasziniert von der terrassierten Küste von Schiara mit ihren zwischen der Erde und dem Meer angeklammerten Kellern. Auf dem alten Weg längs des waldigen Gebirgskamms erreichen wir das Dorf Biassa, von dessen Bewohnern man sagt, dass sie zwei Häuser besitzen; eines im Dorf und eines auf der anderen Seite des Bergs, an der schroffen Küste von Tramonti, wo sie seit Jahrhunderten Reben anbauen. Ein sanftes Auf und Ab führt zum Passo della Foce, von welchem aus der Blick über die Stadt von La Spezia und den gesamten Golf schweift.
Nach der Kirche von Marinasco und den kleinen Dörfern Sarbia und Valeriano kommen wir im Dorf Buon Viaggio an, welches uns mit seinem Namen und gute (Weiter-)Reise wünscht. Es folgt ein entspannendes, fast meditatives Stück des Wegs, mit eindrucksvollen Aussichten auf die Buchten und auf das Hinterland. Wir gehen auf dem Weg der Alta Via weiter durch Carozzo und San Venerio und stellen fest, dass überall, wenn auch zum Teil nur sporadisch, Reben angepflanzt werden: jeder Gemüsegarten hat seinen Traubenstock, jedes Haus seinen Weinkeller. Jetzt steigen wir leicht auf zum Passo della Cisterna, und danach wieder herunter zum Dorf Pugliola. Die Aussicht vom Wanderweg ist auf diesem Teilstück wieder spektakulär: dort sticht im Hintergrund die Festung von Porto Venere hervor, mit den Inseln Palmaria, Tino und Tinetto, während sich vorne das Dorf Lerici abzeichnet, das mit seinem imposanten Turm die Bastion der Stadt Pisa im Gebiet repräsentierte.
Zu den Rebbergen und den Olivenhainen, die uns längs des Wegs begleiten, gesellen sich die Meister der Literatur: Petrarca, Byron, Shelley und Montale besangen, neben vielen anderen, das Meer, die Felsen und die Leute dieser Landschaft. Wir lassen Lerici hinter uns und steigen gegen den Monte Gruzza auf, in das Regionale Naturschutzgebiet des Montemarcello. Auf der Spitze des Monte Murlo können wir den Botanischen Garten besuchen mit der spontanen Macchia des Mittelmeers und unsere Blicke über das 360° Panorama schweifen lassen, mit der Mündung des Flusses Magra und dem Apennin mit seinem scharfen Profil. Weiter gehen wir durch das alte Zentrum des Ortes von Montemarcello, dessen Name vom römischen Konsul Claudius Marcellus stammen soll. Der Ort mit seinen Zeugnissen der unterschiedlichsten Epochen ist einen gründlichen Besuch wert: er hat im Laufe der Jahrhunderte dank seiner beneidenswerten Position und seines milden Klimas nie an Bedeutung verloren. Schließlich gehen wir durch die Steineichenwälder ins Dorf Bocca di Magra hinunter, wo öffentlichen Verkehrsmittel für unsere Rückkehr an den Golf zur Verfügung stehen.